Motorschaden – und wie geht’s weiter?

Foto: privat

Wir bedanken uns bei unserem Mitglied Walther, der uns die Erlaubnis zur Veröffentlichung seiner Story rund um den Motorschaden seines Flugzeuges gegeben hat. Fotos und Text mit seiner freundlichen Genehmigung.

Samstag mittags, wir sind auf dem einem wunderbaren Alpenrundflug: von LOAV – Mur-/Mürztal – Ennstal – Bad Ischl – Schafberg/Wolfgangsee – Gmunden – Seitenstetten – LOAV. Sicht bis “zum Anschlag”. Wir entscheiden uns kurzfristig in LOAD auf einen Kaffee zu landen. 

Retour im Flieger stehen wir beim Rollhalt zum Run-Up-Check und dann auf einmal: von 1800 rpm auf 0 rpm, voller Drehzahlabfall und Leistungsverlust! Die Maschine lässt sich nicht mehr starten! Verzweiflung!  Also raus aus dem Flieger und zum Apron schieben. Wir öffnen die Cowling – nichts zu sehen: kein Öl, keine äußerlichen Schäden, gar nichts! 

Glück im Unglück: in LOAD ist ein Hangarplatz frei und wir können die Maschine dort über Nacht einstellen. 

Am nächsten Tag kommen wir ausgerüstet mit einem Endoskop wieder, schrauben der Reihe nach jeweils eine  Zündkerze der Zylinder raus: 1-2-3-4 und bei Zylinder 3 wird klar: Gewaltbruch am Auslassventil. Im Klartext: kapitaler Motorschaden!!! 

Und wie geht es jetzt weiter??? Eines ist mal klar, die Maschine steht die nächsten Monate! Die wesentlichen Schritte und die zugehörigen Herausforderungen: 

  • Motor ausbauen: in LOAD gibt es keine Werft 
  • Motor zum Overhaul bringen: welche Firma? Wie dort hin? Was wird es kosten? 
  • Motor einbauen: Welche Werft? Wie? 
  • Motor einfliegen: wie? 

Zunächst sollte man Angebote zum Overhaul einholen. Die Möglichkeiten sind hier leider ein wenig beschränkt: im wesentlichen kommen nur jene Firmen („Overhauler“) in Frage, die auf der Homepage der Hersteller (Lycoming, Continental, etc.) angeführt sind. Dann gibt es noch die eine oder andere Firma, die keine offiziellen Vertreter der Hersteller sind, aber trotzdem die ausreichende Qualifikation haben. 

Betreffend der Einholung der Angebote hatten wir ein wenig Pech, da wir die Woche vor der AERO hatten – und da sind die Büros nicht mehr voll besetzt, weil die Overhauler in Messevorbereitung sind! 

Die Preise für den Overhaul haben sich in den letzten 4 Jahren fast verdoppelt. Bei einem 4-Zylinder mit Einspritzer liegt man aktuell bei ca. 45.000,00 EUR. Wir entscheiden uns für einen Overhauler, der auf der Homepage des Herstellers vermerkt ist. Zum Preis kommt dann noch der Transport des Motors zum Overhauler und wieder zum Flieger von jeweils ca. 400,00 EUR. Nicht zu vergessen ist der zeitliche Faktor: ALLE Overhauler geben an, ca. 4 Monate ab Eintreffen des Motors für den kompletten Overhaul des Motors zu benötigen. 

Wer den Motor ausbauen darf (nur eine Werft oder der Pilot als Part-ML) ist ein Graubereich: hier sind die Vorschriften nicht hundertprozentig klar, ob eine Werft benötigt wird! Wichtig beim Ausbau ist auf jeden Fall: 

  • Alle Kabel und Schläuche genau beschriften, damit man beim Einbau weiß, wo diese wieder angeschlossen werden müssen 
  • Gleiches gilt für die Schrauben: je genauer man beschriftet (Auspuff, Cowling, Motor, Lüfter, Ölfilter, Luftfilter, etc.) desto schneller geht der Einbau weil man nicht suchen muss; viele kleine Tupperware/Dosen sind hier sehr praktisch 
  • Fotos! Fotos! Fotos! Möglichst viele Fotos von Übersichten und Details machen, auch das hilft wieder beim Einbau 

Der Motor ist in 7 Stunden (mit 2 Personen) ausgebaut und auf der Palette verstaut und bereit zum Versand and den “Overhauler”. 

Der Transport wird vom Overhauler organisiert; er schickt uns eine Kiste, in der wir den Motor sicher verstauen / verzurren können. Somit wird der Motor sicher verstaut zum Overhauler geschickt! Einen Monat nach dem Motorschaden ist der Motor am Weg zum Overhauler. Und dann beginnt das grosse Warten – 4 Monate! 

Hier möchte ich allen raten nicht im “2-Wochen-Takt” anrufen und fragen “wie weit seid ihr”! Die wissen alle ganz genau, dass man den Motor gerne so schnell wie möglich wieder haben will. 

Leider wurde der Hangarplatz für eine Vereinsmaschine benötigt und somit ist der Flieger nach einem Monat im Hangar im Freien gestanden. Zum Schutz haben wir für die Flächen und die Empennage bei https://aircraftcovers.com Covers besorgt; diese haben sogar einen gewissen Hagelschutz. 

Nach 1 Monat des Eintreffens des Motors beim Overhauler die erste Nachricht: irgend ein Schlauch ist defekt, der ersetzt werden muss; wir schreiben retour “bitte erneuern und die Kosten auf die Rechnung setzen”. 

Nach 2,5 Monaten die zweite Nachricht: “Anbei eine vorläufige Rechnung, damit Sie wissen, wie hoch der Rechnungsbetrag sein wird. Bitte um Rückmeldung.” Heißt das, der Overhaul ist bald fertig? Was ist noch zu erledigen? Wir bekommen umgehend die Antwort: “Der Motor geht morgen auf den Teststand und wenn nichts vorfällt -und davon ist auszugehen – muss er dann noch verpackt werden. Sobald die Rechnung beglichen ist, wird der Motor versandt“. 

Eine weitere Woche später bekommen wir die Rechnung: so schnell haben wir noch nie eine Rechnung bezahlt. Der Motor wird zur Werft des Vertrauens geschickt. 

Was hat sich in den 3 Monaten des Overhauls sonst noch getan? 

  • Da der Propeller demontiert war, haben wir uns entschieden diesem zum Overhaul zu HOFFMANN PROPELLER nach Rosenheim zu bringen. Der Overhaul ist auch mit 2.000,00 EUR in einem vernünftigen Bereich. 
  • Anbauten: sämtliche Anbauten (Schläuche, Ölkühler, etc.) haben wir in eine Kiste verpackt und der Werft geschickt. 

Vier Monate nach dem Motorschaden trifft der Motor bei der Werft ein, die den Motor einbauen wird; dort werden noch die Anbauten angebracht und die letzten Tests durchgeführt. Die Werft organisiert sich einen Transport, verpackt und verlädt den Motor gemeinsam mit dem notwendigen Werk- und Hebezeug und kommt nach LOAD. 

Auch zum Abschluss haben wir wieder Glück: eine Vereinsmaschine ist zur 50-Stunden-Kontrolle und somit kann unsere Maschine im Hangar stehen (es ist das Wochenende des Starkregens in Niederösterreich). Nach ca. 20 Arbeitsstunden ist der Motor wieder eingebaut, der Standlauf abgeschlossen und die Maschine wieder frei geschrieben. Bereit für neue Abenteuer. 

Die Maschine war insgesamt 5 Monate gegroundet, die sich wie folgt aufteilen: 

  • 1 Monat bis der Motor bei der Werft ist, das kann eventuell noch schneller gehen, wenn keine AERO ist 
  • 3 Monate für den Overhaul: dieser war ein Monat schneller als vom Overhauler angegeben (hätte auch 4 Monate dauern können) 
  • 1 Monat für die Vorbereitung und den Einbau: kann eventuell auch schneller gehen 

Zusammenfassend muss man mit mindestens 4 Monaten rechnen. Die Kosten … auf Nachfrage. 

Teilen: